Baugeschichte - Architekturjournalismus |
Ulrich
Coenen |
|
Institut für Architekturgeschichte
Wintersemester
2006/07
Seminar
(Baugeschichte II)
Punktzahl:
2
Art/Umfang
der Prüfung: zwei journalistische Arbeiten, aktive Mitarbeit bei der Recherche |
Architektur - Reportagen
Architektur wird in den Medien stiefmütterlich behandelt. Die meisten Tageszeitungen
berichten lediglich über städtebauliche Konzepte und große Neubauprojekte, wenn diese
gerade im Gemeinderat behandelt werden. Auch die Denkmalpflege findet oft nur dann Beachtung von Journalisten, wenn sie aktuell auf
der Tagesordnung steht. Wird ein bekanntes
Schloss mit Millionenaufwand saniert, ist das selbstverständlich ein Thema. Eine
ausführliche Hintergrundberichterstattung findet aber in der Regel nicht statt. Dabei ist
das Interesse der Leser an Architektur und Denkmalpflege erheblich größer als viele Redakteure glauben.
Hier setzt das Seminar an: Die Teilnehmer werden wie Journalisten vor Ort
Themen recherchieren, die nicht tagesaktuell sind. Auf diese Weise entstehen umfangreiche
Reportagen, die sich mit Architektur, Baugeschichte und Denkmalpflege beschäftigen.
Themen der Reportagen:
- Die Sammlung Frieder Burda in Baden-Baden gehört zu den wichtigsten Museums-Neubauten
der vergangenen Jahre in Deutschland. Das Bauwerk von Richard Meier in der
Lichtentaler Allee war umstritten, weil Baden-Badener Bürger den Eingriff in den
historischen Landschaftspark ablehnten. Das erste umfangreichere Konzept für das von dem
Unternehmer Frieder Burda gestiftete Museum, für das die Basler Architekten Wilfrid und
Katharina Steib die Pläne lieferten, scheiterte an diesem Widerstand. Burda beauftragte
2001 den New Yorker Architekten Richard Meier. Der in der Lokalpresse als
Star-Architekt gefeierte Pritzker-Preis-Träger von 1984 erstickte mit seinem
Bekanntheitsgrad jede Kritik. Im Jahr 2002 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, 2004 wurde
das Museum seiner Bestimmung übergeben. Finanziert wurde das 20 Millionen Euro teure
Projekt alleine von der Frieder-Burda-Stiftung. Öffentliche Mittel - und das ist neu in Deutschland - kommen nicht
zum Einsatz. Dies gilt auch für den laufenden Betrieb des neuen Museums. Als
Ansprechpartner stehen uns vor Ort der Pressesprecher Horst Koppelstätter,
der Kurator Daniel Schreiber und Bauleiter Dipl.-Ing. Peter W. Kruse zur Verfügung. In der unmittelbaren Nachbarschaft des
Burda-Museum steht die Staatliche Kunsthalle, die Prof. Hermann Billing
1907-09 errichtete. Im Rahmen des Seminars werden die Konzepte der beiden
Häuser verglichen und untersucht, ob Richard Meier bei seinem Entwurf
denkmalpflegerische Aspekte berücksichtigt hat. Ansprechpartner in der
Kunsthalle ist der Kurator und Kunsthistoriker Dr. Dirk Teuber. Die Reportage soll Entstehungsgeschichte und Architektur des Museums
Burda beleuchten. Doch auch die private Kunstsammlung Frieder Burdas, die jetzt für die
Öffentlichkeit zugänglich ist, soll berücksichtigt werden.
- Die ehemalige Benediktinerabteikirche in Rheinmünster-Schwarzach (heute Pfarrkirche)
zählt zu den herausragenden Baudenkmälern der Romanik am Oberrhein. Die Basilika
entstand zu Beginn des 13. Jahrhunderts und entspricht in ihrem Erscheinungsbild völlig
den Bauregeln, die seit dem Ende des 11. Jahrhunderts in den zur cluniazensischen Reform
zählenden Klöstern verbindlich wurde. Wichtigstes Beispiel dieser Reform in Deutschland
ist Hirsau, die dortige Abteikirche ist aber nur noch eine Ruine. In der unmittelbaren
Nachbarschaft der Abteikirche in Schwarzach entsteht die
Seniorenanlage Klostergarten, die denkmalpflegerischen Ansprüchen genügen muss. Sie soll
im Oktober 2006 ihrer Bestimmung übergeben werden. Aufgabe der Seminarteilnehmer
wird sein, in einer Reportage die Baugeschichte der Abtei und den Neubau zu beschreiben.
Die beiden Architekten Uwe Maier und Dietmar Herz (Außenanlagen) aus Baden-Baden stehen
vor Ort für Fragen zu Verfügung.
- Die Firma USM in Bühl/Baden produziert Büromöbel nach einem Entwurf von Prof. Fritz
Haller. Wie die 1963 erbaute Zentrale in Münsingen (Schweiz) und ein weiteres Gebäude im
Macon (Frankreich) entstand das Bühler Werk 1982 nach Plänen von Fritz Haller. Der
Schweizer Architekt war von 1977 bis 1990 ordentlicher Professor für industrielle
Bauproduktion und Direktor des gleichnamigen Instituts an der Universität Karlsruhe.
Bereits 1974 wurde er zum Honorarprofessor an der Universität Stuttgart ernannt. Die
Architektur und die Möbel Hallers entstanden nach denselben Gestaltungs- und
Konstruktionsprinzipien. Haller konzentriert sich
auf die Systematisierung und Strukturierung von Bauwerken und ihrer technischen
Ausrüstung. Seine Arbeiten basieren auf der Erkenntnis, dass Gebäude flexibel und
wandelbar sein müssen um auf zukünftige Anforderungen reagieren zu können. Die von ihm
entwickelten Baukästen für Gebäude und Möbel sind das Ergebnis seiner Arbeit. Die
Seminarteilnehmer werden in Bühl die geniale Industriearchitektur Fritz Hallers sehen.
Gleichzeitig werden sie beobachten, wie die von ihm entworfenen Büromöbel montiert
werden. Diese wurden übrigens 2001 in die Architektur- und Designabteilung des Museum of
Modern Art in New York aufgenommen. Folgende Ansprechpartner stehen bei der
Firma USM am 2. Februar 2007 für die Seminarteilnehmer zur Verfügung:
Stephan Göckler (Leiter Marketing), Klaus Gößwein (Leiter Academy ) und Axel
Stollberg (Leiter Planung).
Das Seminar will außerdem einen Einblick in die Arbeit einer Tageszeitungsredaktion
geben. In der Einführungsveranstaltung informiert der Dozent, der Redakteur einer
baden-württembergischen Tageszeitung ist, über die Presselandschaft in Deutschland und
den Alltag in der Redaktionen.
Datum |
Uhrzeit |
Ort |
Thema |
Freitag, 27.10. |
9.45 Uhr |
Kollegiengebäude I, Keplerstr. 11, 5.17 |
Einführung |
Samstag, 11. 11. |
10 Uhr |
Pfarrkirche St. Peter und Paul, Münsterstraße, 77836
Rheinmünster-Schwarzach Treffpunkt: Hauptportal der Kirche |
ehem. Benediktinerabteikirche Rheinmünster-Schwarzach und
Neubau der Seniorenwohnanlage am Klostergarten (Architekt: Uwe Maier, Landschaftsarchitekt:
Dietmar Herz, beide Baden-Baden) |
Freitag, 8. 12. |
10 Uhr |
Museum Frieder Burda, Lichtentaler Allee 8 b,
76530 Baden-Baden Staatliche Kunsthalle, Lichtentaler Allee 8 a,
76350 Baden-Baden
Treffpunkt: Cafeteria der Kunsthalle |
Besuch des Burda-Museums (Architekt: Richard Meier)
und der Staatlichen Kunsthalle (Architekt: Hermann Billing) |
Freitag, 2. 2. |
10 Uhr |
USM U. Schärer Söhne GmbH, Siemensstraße 4a, 77815
Bühl/Baden |
Besuch der Büromöbelfabrik (Architekt: Fritz Haller) |